Im Interview

Adrian Smith von Iron Maiden

Iron Maiden
Iron Maiden

Iron Maiden sind die Helden der New Wave of British Heavy Metal und seit ihrer Gründung im Jahr 1975 bis heute die Giganten der Metalszene: Ausverkaufte Stadien-Tourneen, 200 Millionen verkauften Einheiten, 17 Studioalben, unzählige Musikpreise, ein Platz in der Rock and Roll Hall Of Fame und Kultalben wie "Iron Maiden", "Killers", "The Number of the Beast" pflastern den Weg der Band aus England. 

Am 3. September dieses Jahres wird es endlich wieder ein neues Album von den Metal-Großmeistern geben. Das 17. Studioalbum "Senjutsu" steht in den Startlöchern und wird spätestens seit den zwei Vorabsingles "The Writing On the Wall" und "Stratego" heiß von der Fan- und Musikszene erwartet. 

Adrian Smith, der seit 1980 bei Iron Maiden an der Gitarre steht, ist neben Sänger Bruce "The Air Raid Siren" Dickinson und Bassist/Gründer Steve Harris einer der Songwriter für die Band. Wir durften ihn zum neuen Album "Senjutsu" interviewen und haben ihm entlockt, wie das Songwriting mit den Iron Maiden-Kollegen abläuft und wie er den "Senjutsu"-Sound im Vergleich zum bisherigen Sound der Band einschätzt. 

Wann habt Ihr das Album "Senjutsu" aufgenommen?

"Wir haben das Album vor der Pandemie produziert. Die Veröffentlichung hat sich deswegen leider um 2 Jahre verschoben. Aber produziert haben wir das ganze davor und waren noch bevor der ganze Ärger begann damit fertig."

Was ist die Hintergrundstory zum Titelsong und was bedeutet "SENJUTSU"?

"Ich hatte die Idee zu dem Intro des Songs. Die großen japanischen Trommeln haben mich inspiriert und ich nahm es schnell provisorisch in meinem Home-Studio auf. Daraufhin spielte ich es Steve Harris vor, der es richtig gut fand und kam dann auf die Idee zum Songtext, der von einer Armee handelt, die eine ummauerte Stadt einnimmt. Er kam auch auf den Songtitel, keine Ahnung woher er diese Idee nahm, aber ich fand sie ziemlich cool. Dazu konnte man sich dann das mit der Samruai-Ausrüstung und allem anderen gut vorstellen. "

Wie ergänzt du dich zusammen mit Bruce, wenn ihr Songs schreibt?

"Bruce schreibt immer tolle Songtexte! Er schreibt Songtexte einfach so nieder, wie er sich gerade fühlt. Er hat ein Buch, das er immer mit sich rumträgt, wo er alles aufschreibt. Wenn ich mal eine gute Idee habe, gehe ich zu ihm und weiß, er kommt mit guten Lyrics um die Eck. Ich denke, wir arbeiten sehr gut zusammen, obwohl wir vielleicht seit den letzten paar Alben diese Beziehung ein bisschen hinter uns gelassen haben. Wir haben in den Anfangszeiten, als ich Teil der Band wurde, sehr, sehr oft zusammen geschrieben, weil Steve lieber für sich alleine schreibt. Aber wir haben diese 'Partnerschaft' jetzt wieder aufleben lassen und ich denke, das hat sich gelohnt."

Angeblich unterscheiden sich Songs auf "SENJUTSU" vom üblichen Iron Maiden-Stil? Sieht du das auch so und wenn ja, inwiefern?

"Über den Song 'Writing on the Wall', der als erster Track des Albums released wurde, haben Leute gesagt, dass er etwas anders klingt. Jemand sagte sogar, er klinge nach Country, was ich nicht so sehe. Ich finde es klingt eher nach Folk. Und wenn du Maiden schon länger hörst, kannst du viele Folk-Elemente erkennen. Vielleicht nicht so offensichtlich, wie bei diesem Song, aber ich dachte, es ist ein musikalischer Bereich den wir vorher noch nicht abgedeckt haben, zum Beispiel mit der Akustikgitarre. 
Man hört das Intro und wartet darauf, dass jemand eine Geschichte erzählt. Also habe ich die Musik Bruce vorgespielt, weil ich die Gitarre zu 'Writing on the Wall' bereits fertig hatte und ihm gefiel es. Er kreierte die Geschichte zu Belshazzar's Feast, was perfekt zu der erzählerischen Stimmung der Musik passte und dann stand der Song schon.  
Es gibt noch einen weiteren Song, 'Days Of Future Past', welcher einen modernen Twist hat. Hier hatte ich die Gitarre und die Melodie für den Chorus schon fertig, aber wieder keine Lyrics. Also hatte Bruce die Idee eines 'Unsterblichen', der die Erde bewandert und die Vor- und Nachteile der Unsterblichkeit." 

Bist du trotz deiner jahrelangen Erfahrung immer noch nervös vor Auftritten?

"Wenn der Tag kommen sollte, an dem ich eine Bühne auf einem Festival mit 50.000 oder 60.000 Menschen betrete und nicht mehr nervös oder aufgeregt bin, kann ich in den Ruhestand gehen und die Gitarre weghängen. Natürlich bin ich immer noch nervös und aufgeregt!"

Hat sich das Gefühl/die Art der Nervosität im Laufe der Jahre dennoch verändert?

"Als ich jung war, war die Band mein Leben. Ich hatte nichts anderes außerhalb die Band. Ich hatte keine Familie, beziehungsweise damals noch keine Kinder und mittlerweile genieße ich es, an solchen Tagen auf der Bühne zu stehen. Es ist sehr viel entspannter geworden."  

Was war der verrückteste Moment, den du zusammen mit Iron Maiden auf Tour erlebt hast?

"Das war auf dem ersten Rock in Rio in 1985. Wir waren in New York- es war glaube Januar oder Februar - und es war arschkalt, überall lagen Schneeberge. Und als wir in Rio ankamen, waren es dort natürlich ungefähr 33 Grad. 
Wir haben dort mit Queen gespielt, was unglaublich ist. Wir hörten, wie sie in ihrer Garderobe den Song 'Bohemian Rhapsody' probten, ganz ohne Instrumente. Wir standen dort und haben einfach zugehört, es war einfach unglaublich.
Als wir zurück ins eiskalte New York kamen, haben wir uns alle wirklich matt und schlapp gefühlt - vorsichtig ausgedrückt - weil wir so eine tolle Zeit in Rio hatten. Wir hatten die Radio City Music Hall für sechs Tage gebucht, aber nach zwei Tagen wurden wir alle krank, bekamen die Grippe und mussten die restlichen Shows absagen. Das erste Rock in Rio verbinde ich also mit einer guten und auch einer schlechten Erinnerung, das ist mir einfach im Gedächtnis geblieben."

Habt ihr ein Bandritual, dass ihr vor Auftritten pflegt?

"Steve und Bruce bekommen Massagen. Steve hat sogar extra immer jemanden dabei, weil er so Rückenprobleme hat. Wenn man seinen Bass hochhebt, weiß man auch wieso, es ist die schwerste Gitarre, die ich je hochgehoben habe - also kein Wunder.
Ich entferne mich 15-20 Minuten vorher ein wenig von allen und spiele Gitarre, um mich warm zu machen und um mich zu vergewissern, dass ich noch alles drauf habe. Dave und Janick tauchen erst immer kurz vor der Show auf. Sie mögen es nicht so sehr, sich am Veranstaltungsort aufzuhalten und sind lieber vorher im Hotel, weil ihnen das vorher alles zu viel Energie raubt. Sie ziehen sich dann auch erst kurz vorher um und dann geht es für sie los. Nicko trommelt immer vor dem Auftritt und nervt damit alle, man hört es nämlich überall. Wir haben ihm gesagt, er soll damit aufhören (lacht). Jeder von uns hat also sein eigenes Ritual, wir haben kein gemeinsames. "

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