Seit 1983 steht Kirk Hammett schon als Gitarrist mit Metallica auf der Bühne. Er war, nach Dave Mustaines Ausscheiden, an dem Debüt "Kill' Em All" und weiteren Ausnahmewerken wie "... And Justice For All", "Master of Puppets", "Metallica" und "Load" beteiligt. Ihm haben wir Riffs wie das von "Enter Sandman" zu verdanken, die ihm, wie er uns in diesem Interview verriet, einfach mal so um 3 Uhr nachts einfallen.
Wir haben mit ihm über das legendäre schwarze Album, "Metallica", gesprochen, das in diesen Wochen 30. Jubiläum feiert und mit einer fetten Remstaster-Edition und einem Coveralbum, an dem sich 53 Künstler*innen beteiligt haben, geehrt wird.
Wie von Euch kam auf die Idee zu dem Coveralbum "The Metallica Blacklist"?
Es war eine Idee, die wir schon länger hatten und über die wir immer wieder sprachen. Konkret kam die Idee jetzt vom Management, dort sagte jemand zu uns: "Wie wäre es, wenn wir einfach bekanntgeben, dass wir Coverversionen vom 'Black Album' entgegennehmen?".
Wir haben direkt zugesagt, weil es echt nach einer guten Idee klang. Wir dachten allerdings, dass es vielleicht 7 oder 8 Bands werden würden. Wir haben absolut nicht erwartet, dass so viele Bands mitmachen und uns so tolle und einzigartig Coverversionen bescheren.
Das andere Ding dabei war: Wir haben so viele tolle Anfragen bekommen, dass wir einfach nicht nein sagen konnten, weil alles so gut war. Deswegen haben wir einfach alles genommen.
Wie lief die Zusammenarbeit mit den anderen Künstlerinnen und Künstlern ab?
Im Grunde war es total simpel: Wir haben einfach öffentlich gesagt "Hey, wir nehmen ab sofort Coversongs an".
Die Leute waren davon so begeistert, dass es uns total umgehauen hat. Das hatten wir wirklich nicht erwartet, einfach großartig.
Hast du einen persönlichen Favoriten bei den Cover-Versionen Eurer Songs?
Ich habe ein paar Favoriten. Es ist verrückt, je eigenständiger ein Lied ist und je weniger es nach dem Original klingt, desto besser gefällt es mir. Je größer der Unterschied ist und je mehr Freiheiten sich der Künstler/die Künstlerin nimmt und seine Persönlichkeit in den Song einfließen lässt, desto mehr mag ich es.
Was zeichnet deiner Meinung nach das "Black Album" aus?
Das große Merkmal ist: Nachdem wir von der "...And Justice for All"-Tour kamen, wollten wir ein Album machen, das wie das genaue Gegenteil von "And Justice for All" klingt. Also, vielleicht nicht wirklich wie das genaue Gegenteil. Wie "... And Justice for All" letztendlich klang, war mit Sicherheit interessant und einzigartig, aber wir wollten es kein zweites Mal machen. Wir wollten einen fetten Sound, einen Live-Sound, einen Sound, der dich komplett einnimmt - und "... And Justice for All" war das alles nicht.
Die Einstellung war also: Lasst uns ein Album machen, das sich radikal von dem letzten Album unterscheidet. Und das ist, was das "Black Album" ist.
"... And Justice for All" hatte lange, progressive, anspruchsvolle Arrangements und Spielweisen. Das "Black Album" hat kürzere und simplere Songs, kürzere und simplere Arrangements. Der Sound von "... And Justice for All" ist kleinteilig und eng, das "Black Album" hingegen klingt groß, live und einnehmend.
Sogar das Spielen der Instrumente: Wir haben uns auf Grooves und bouncy-klingende Riffs konzentriert - das war bei "...And Justice for All" nicht der Fall.
Man könnte also sagen, dass wir "...And Justice for All" brauchten, um zu wissen, wie wir danach weitermachen wollen und in welche Richtung wir gehen sollten - woraus dann wiederum das "Black Album" entstanden ist.
Warum ist das Cover-Artwork von "Metallica" komplett schwarz?
Wir wollten, dass es simpel ist. Wenn mir Leute diese Frage stellen, muss ich sie daran erinnern, dass das Album eigentlich "Metallica" heißt. Wir haben uns alle irgendwann angewöhnt, es "Black Album" zu nennen, aber das war eigentlich nie der Name.
Die Idee war es, das Album einfach nur "Metallica" zu nennen, ein simples Cover zu haben, das einfach nur schwarz ist - mit einer Schlange in der Ecke. Das war unser Plan.
Es war ein bisschen inspiriert von AC/DCs "Back in Black". Wir wollten einfach ein Metal-/Hardrock-Album machen, das super zugänglich ist, so wie "Back in Black". Wir wollten unsere Version davon verwirklichen. Also war das "Back in Black"-Cover mit Sicherheit auch ein Einfluss.
Wie ist das legendäre Riff zu "Enter Sandman" entstanden?
Ich saß einfach nachts um 3 Uhr mit meiner Gitarre dort und habe es komplett gespielt, aus dem Nichts. Ich spielte das komplette Riff, ohne irgendwas auszuarbeiten. Ich habe mir nicht gedacht "Soll ich vielleicht diese Note noch hier und dort spielen?", "Soll ich vielleicht andere Saiten benutzen?". Nichts davon. Es war einfach da, ich saß da und habe es gespielt.
Dann habe ich es auf Tape aufgenommen und für 5 oder 6 Wochen einfach vergessen, bis wir uns trafen und unsere ganzen Songs durchgegangen sind. Es war eines der wenigen, die wirklich hervorstachen.
Wie veränderte das "Black Album" Eure Karriere und Eure Leben?
Wir waren in der Lage wesentlich mehr Shows zu spielen. Wenn man viele Alben verkauft, steigt auch die Nachfrage nach Konzerten. Man muss viel mehr Shows buchen, mehr Tickets verkaufen und natürlich auch mehr Zuschauer erreichen.
Als wir die Tour starteten, sollte es eine übliche 8- oder 9-wöchige Tour werden, aber am Ende dauerte die Tour 2,5 Jahre. Danach waren wir alle ziemlich verändert, andere Menschen. Wir wollten einfach alles geben und dieses Album und diese Songs möglichst vielen Leuten überall auf der Welt näherbringen. Als die Tour dann zu Ende ging, war es erschreckend, weil wir nun seit 2,5 Jahren dieses Leben geführt hatten und plötzlich hörte es auf. Nicht mehr dieses nächste Ziel zu haben, war wirklich durch und durch erschreckend und besorgniserregend - zumindest für mich.
Es ist interessant, wenn ich es mir in der Retrospektive anschaue, hat es uns auf jeden Fall alle verändert, auch auf anderen Ebenen: Plötzlich konnten wir uns Häuser kaufen, wie und wo wir wollten. Plötzlich stieg auch die Zugänglichkeit zu anderen Dingen: Auf einmal wollten alle mit Metallica arbeiten, Leute. die zuvor noch nicht mit uns arbeiten wollten.
Das "Black Album" hat uns also viele Möglichkeiten eröffnet, sowohl musikalisch, als auch nicht-musikalisch. Es war großartig, denn keiner von uns hatte damit gerechnet, zumindest nicht auf diesem Level.
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