Zu Beginn der 2000er stand die Rockmusik einmal mehr an einem Wendepunkt. Grunge war nach Jahren der Vorherrschaft wieder Geschichte; Alternative Rock, Nu Metal und Emo nahmen so richtig Fahrt auf. Durch den Genre-Wandel entwickelten sich im neuen Jahrtausend noch einmal völlig neue Rock-Szenen. Einige ihrer Vertreterinnen und Vertreter möchten wir Euch nun vorstellen.
Muse
Muse beginnen ihre Karriere zwar bereits 1994, doch zur Stadion-Band wachsen die Südengländer erst ab 2000 heran. Den Grundstein dafür legt die Gruppe mit ihrem zweiten Album „Origin Of Symmetry“ (2001). Mit der dritten Platte „Absolution“ (2003) knüpfen die Briten an den Erfolg an und landen das erste von sechs britischen Nummer-eins-Alben in Folge. Der internationale Durchbruch gelingt Muse mit ihrem vierten und wohl bekanntesten Werk „Black Holes And Revelations“ (2006), auf dem sich unsterbliche Meisterwerke wie „Starlight“, „Supermassive Black Hole“ und „Knights Of Cydonia“ die Klinke in die Hand geben. Ob der Falsetto-Gesang von Frontmann Matt Bellamy, die aufwändigen Bühnenshows oder die klassischen Musikeinflüsse: Noch heute zählen die Alternative Rocker Muse zu den Taktgebern, wenn es um kreativen Rock und visuell gewaltige Live-Konzerte geht.
Papa Roach
„Cut my life into pieces / this is my last resort!“ Wirklich jeder Rock-Fan weiß, welche Band nach diesen Zeilen kommt. Als Papa Roach ihre erste richtige Single „Last Resort“ veröffentlichen, ist das neue Jahrtausend noch keine drei Monate alt. Der Nu Metal hat zu jener Zeit das Herz des Mainstreams erreicht, Jugendliche auf der ganzen Welt begeistern sich für die neue Musikrichtung. Papa Roach legen die Messlatte mit ihrem ersten Beitrag der 2000er ganz schön hoch. Inhaltlich beschäftigt sich der Song mit einer tragischen Geschichte, wie Frontmann Jacoby Shaddix im Interview mit Blabbermouth erzählt: „Einer meiner besten Freunde hatte versucht, sich umzubringen, während wir zusammengewohnt haben. Das war ein traumatisches Erlebnis. Ich singe das Lied aber aus der Ich-Perspektive, weil… na ja, so schreibe ich halt.“ Bis heute versorgen uns Papa Roach mit neuer Musik. Zuletzt erschien „Ego Trip“ (2022), das elfte Album der Gruppe.
Audioslave
Als Rage Against The Machine am 18. Oktober 2000 offiziell ihr Ende verkünden, bricht für viele Fans der Gruppe eine Welt zusammen. Doch die Auflösung der Crossover-Helden öffnet auch Türen. Soundgarden hatten ihren Dienst bereits im April 1997 quittiert, weshalb auf dem Rock-Arbeitsmarkt nun die Musiker zweier hochkarätiger Gruppen zur Verfügung stehen. Der Weg für eine Supergroup scheint geebnet. Und genau dazu kommt es auch: Im Mai 2001 steigt Soundgarden-Frontmann Chris Cornell bei Audioslave ein, gemeinsam mit den drei ehemaligen Rage-Against-The-Machine-Mitgliedern Tom Morello (Gitarre), Tim Commerford (Bass) und Brad Wilk (Schlagzeug). Drei Alben veröffentlichen die vier Musiker von 2002 bis 2007; Songs wie „Like A Stone“, „Show Me How To Live“ und „I Am The Highway“ funktionieren bis heute. Am 18. Mai 2017 nimmt sich Cornell das Leben — nur wenige Wochen vor seinem Kumpel Chester Bennington.
Linkin Park
Als Linkin Park im Jahr 2000 ihr Debüt „Hybrid Theory“ veröffentlichen, mischen die Kalifornier die Welt der Krachmusik damit gehörig auf. Nicht nur, dass die sieben Musiker die Verschmelzung von Metal und Hip-Hop auf ein völlig neues Level heben. Nein, mit ihrem ersten Album landet die Band aus dem Stand Hits wie „In The End“, „One Step Closer“, „Crawling“ und „Papercut“. Mehr als 30 Millionen Mal geht das Debüt der Gruppe über die Ladentheke, internationale Platin-Auszeichnungen sind die Folge. Der Nachfolger „Meteora“ steht in unwesentlich weniger Plattenregalen, etwa 27 Millionen müssten es sein. Kein Wunder: Songs wie „Somewhere I Belong“, „Faint“, „Numb“, „From The Inside“ und „Breaking The Habit“ gehören auch heute noch auf jede gut sortiere Nu-Metal-Playlist. Sieben Studioalben veröffentlichen Linkin Park über die Jahre, bevor sich Frontmann Chester Bennington im Jahr 2017 das Leben nimmt. Ruhe in Frieden.
30 Seconds To Mars
Jared Leto gehört zu den wenigen Personen, die in gleich zwei künstlerischen Gewerken riesige Erfolge feiern. Das Filmdebüt des Kaliforniers: „Ein amerikanischer Quilt“ von 1995. Später spielt er in Streifen wie „Fight Club“ (1999), „Lord Of War“ (2005) und zuletzt „Morbius“ (2022) mit. Seinen musikalischen Einstand mit 30 Seconds To Mars gibt der berüchtigte Exzentriker im Jahr 1998, schon mit ihrem gleichnamigen Debüt erobert die Gruppe die Charts. Doch der richtige Knall folgt erst mit „A Beautiful Lie“ (2005) und „This Is War“ (2009). Mehr als 15 Millionen Platten verkauft die Gruppe bis 2014, heute dürften es noch reichlich mehr sein. Das überrascht nicht: Mit ihrem Alternative Rock erreichen 30 Seconds To Mars die Massen, seit 2009 finden in ihrer Musik auch experimentellere Elemente Platz. Ein Funfact am Rande: Die Gruppe hält den Weltrekord für die längste Tour aller Zeiten (mehr als 300 Shows vom 19.2.2010 bis zum 9.12.2011).
2000er Rock
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Evanescence
Arkansas gilt nicht unbedingt als der rockigste aller US-Staaten, doch genau dort finden Evanescence im Jahr 1995 zusammen. In Little Rock, um genau zu sein. Der Name der Heimatstadt von Amy Lee und Co. führt allerdings in die Irre, denn was Evanescence auf der Bühne abziehen, ist zweifelsohne „Big Rock“. Alternative, Nu Metal, Gothic, Symphonic Metal: Die Gruppe um Frontfrau Amy Lee zeichnet sich nicht nur durch ihren Facettenreichtum aus, sondern auch dadurch, dass sie das Rohe mit dem Filigranen kombiniert, als hätte es schon immer zusammengehört. Ihren größten Erfolg landen die US-Amerikaner schon mit ihrem Debüt, auf dem es zum Beispiel den Mega-Hit „Bring Me To Life“ zu hören gibt. Balladen können Evanescence auch, wie sie mit „My Immortal“ und ihrer neuesten Single „Across The Universe“ unter Beweis stellen. Fünf Alben hat die Band bisher veröffentlicht. Hoffen wir, dass es noch mehr werden.
Fall Out Boy
Simpsons-Fans haben gerade möglicherweise einen ganz anderen „Fallout Boy“ vor Augen, nämlich den treuen Gehilfen des gelben Superhelden Radioactive Man. In den Adern von Fall-Out-Boy-Sänger Patrick Stump und -Bassist Pete Wentz scheint ebenfalls gelbes Blut zu fließen, denn als die beiden Musiker zu Beginn der 90er darum streiten, wie sie ihre Band nennen möchten, können sie sich nur auf den Namen des Sidekicks aus dem Simpsons-Universums einigen. In musikalischer Hinsicht schaffen Fall Out Boy mit ihrer Mischung aus Pop-Punk, Emo und Alternative Rock einen neuen Sound und begeistern damit Nachwuchsmusiker und Fans auf der ganzen Welt. Ob die ersten Hits wie „Grand Theft Autumn / Where Is Your Boy“, „Sugar, We’re Goin Down“ und „Dance, Dance“ oder neuere Erfolge wie „Centuries“: Fall Out Boy gehören in jedes gut sortierte 2000er-Regal, Punkt.
Kings Of Leon
Auch den Kings Of Leon gelingt der große Durchbruch bereits mit ihrem ersten Album „Youth And Young Manhood“. Das britische Musikmagazin NME bezeichnet die Platte als „eins der besten Debüts der letzten zehn Jahre“, während der Guardian die Gruppe als „so authentisch, wie die langhaarigen Rebellen The Rolling Stones einmal waren“ beschreibt. Ihr wohl erfolgreichstes Werk veröffentlichen die US-Amerikaner 2008 mit „Only By The Night“. Dass die Band mit dem Album in allen großen Märkten mindestens die Top 5 erreicht, liegt nicht zuletzt an der Single „Sex Is On Fire“, die noch heute regelmäßig im Radio läuft. Auch „Use Somebody“ erreicht hervorragende Chart-Platzierungen, zusätzlich räumen die Kings Of Leon mit der Nummer einige Grammys ab. Acht Alben haben die Musiker bis jetzt veröffentlicht, von denen „When You See Yourself“ (2021) als erste Platte auch in NFT-Form erscheint, einer Art Krypto-Wertpapier.
The Killers
Wenn ihr schon einmal das Musikvideo zu „Crystal“ von New Order gesehen habt, könntet ihr wissen, wie die Killers auf ihren Bandnamen gekommen sind. In dem Clip treten nämlich nicht New Order selbst vor die Kameralinse, sondern eine fiktive Band, die laut Logo auf der Bassdrum „The Killers“ heißt. Die echten Killers gründen sich 2001 in Las Vegas und erobern mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Alternative, New Wave und Heartland Rock à la Bruce Springsteen schnell die Herzen der Stromgitarrenwelt. Schon mit ihrer ersten Single „Mr. Brightside“ landet die Band ihren größten Hit, fast 1,5 Milliarden Streams verzeichnet der Song auf Spotify. Das Debüt „Hot Fuss“ geht mehr als sieben Millionen Mal über die Ladentheke, öfter als jede andere Killers-Platte. Bis heute haben es die US-Amerikaner mit jedem ihrer Alben in US-Top-Ten geschafft. In Großbritannien gelang sogar jedes Mal Platz eins. Wow!
Sportfreunde Stiller
„Ich wollte dir nur mal eben sagen / Dass du das Größte für mich bist“: Wer diese Zeilen nicht mitsingen kann, hat die 2000er wohl im Tiefschlaf verbracht. Doch auch über ihren größten Hit „Ein Kompliment“ hinaus prägen die Sportfreunde Stiller das neue Jahrtausend wie kaum eine andere deutschsprachige Gruppe. Ob die Rock-Hymne „Lauth hören“, die Ballade „Siehst du das genau so?“ oder die brüllend komische Nummer „Ich, Roque“ mit Fußball-Star Roque Santa Cruz: Mit ihrer Musik beweisen die Sportfreunde Stiller jede Menge Humor, lyrisches Feingefühl und Spaß an der Sache. In die Geschichtsbücher gehen die Münchner ein, als sie 2006 den inoffiziellen Song zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland beisteuern. „54, 74, 90, 2006“, lautet der markante Text des Stücks, 2010 erscheint eine angepasste Neuauflage. Vielleicht haben die Sportfreunde Stiller unsere Jungs damit so sehr motiviert, dass es 2014 endlich geklappt hat.