Hohes Tempo, kraftvolle Melodien und Texte über Drachen und Zauberer: Power Metal entführt Dich in ferne Welten und zeigt, was das Metal-Songwriting alles zu bieten hat. Es wird laut, es wird schnell und es wird vor allem eins: facettenreich. Begebt Euch mit uns auf eine chronologische Reise durch dieses faszinierende Genre!
Rainbow (ab 1975)
Los geht es mit dem Urvater der Fantasy-Inhalte im Metal. Zu den Pionieren zählen Rainbow mit ihrem Sänger Ronnie James Dio, der schon Mitte der Siebziger Texte über Science-Fiction-Themen, Mittelalterliches und Renaissance-Inhalte verfasst. Da wären zum Beispiel die Songs „Stargazer“ und „A Light In The Black“ von 1976 sowie „Kill The King“ von 1978 – alles frühe Beispiele für den Power-Metal-Sound. Auch solo prägt Dio die Verknüpfung von Fantasy und Hartmetall, mal gehaltvoller („Rainbow In The Dark“), mal weniger substanziell („Holy Diver“). Er ist es gewesen, der den Weg für viele Gruppen des Power Metal ebnete. Auch für die nächste!
Accept (ab 1976)
Accept aus Solingen legen 1976 los und gehören neben den Scorpions zu den frühesten Vertretern der deutschen Metalszene. Genau genommen gehen sie sogar schon 1968 unter dem Namen Band X an den Start, wenn auch mit einem anderen Line-up. Doch ihre professionelle Karriere beginnt 1976 mit einem Auftritt bei „Rock am Rhein“, einem der ersten lauteren Festivals in Deutschland. Schon kurze Zeit später ergattern sie einen Plattenvertrag; 1979 erscheint ihr Debüt „Accept“ – noch bevor die ganz große Metal-Welle über Europa rollt.
Yngwie Malmsteen (ab 1978)
Den Spruch „Weniger ist mehr“ versteht Yngwie Malmsteen nicht – und er möchte es auch gar nicht. Seine Devise lautet: Mehr ist mehr. Und das hört man in jeder der tausend Noten, die der Schwede pro Minute zum Besten gibt. Mit seinem handwerklich versierten Flitzefinger-Gitarrenspiel legt er Anfang der Achtziger viele Grundsteine für die Höchstleistungen an den sechs Saiten, die später auch den Power Metal ausmachen sollen. Zu den Bands, die das Genre in Sachen Geschwindigkeit und Virtuosität auf die Spitze getrieben haben, kommen wir im weiteren Verlauf unserer Liste noch.
Stratovarius (1984)
Stratovarius stammen aus Finnland, also aus der Metal-Brutstätte Europas. Dort bekommt man vermutlich schon als Säugling eine E-Gitarre und einen Verstärker in die Hand gedrückt und das ist auch gut so. Mit ihren vielschichtigen Melodien, ihren ausdrucksstarken Texten und ihren Einflüssen aus der klassischen Musik gehören Stratovarius zweifelsohne zu den kreativsten und spannendsten Vertretern des Power Metal. Doch auch symphonische Anleihen kommen bei den Finnen nicht zu kurz. Das gilt auch für unsere nächste Band.
Rage (1984)
Gegründet als Avenger, gibt es Rage bereits seit 40 Jahren, denn schon 1984 nehmen die Power-Metal-Recken um den charismatischen Frontmann Peter „Peavy“ Wagner den Dienst auf. Seitdem haben sich die Radau-Liebhaber aus dem Ruhrpott nicht nur einmal neu erfunden: Ob der melodische Hochgeschwindigkeits-Metal der Anfangstage, die Meisterwerke zu Beginn der Neunziger oder die Ausflüge in die Klassik: Rage beherrschen die ganze Klaviatur des Power Metal und stehen bisweilen sogar mit komplettem Orchester auf der Bühne. Weil sie es können.
Power Metal
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Alle Bands des Artikels findet Ihr natürlich auch direkt hier im passenden Stream!
Helloween (1984)
Wir bleiben noch in Deutschland: Genau wie Rage starten auch Helloween im Jahr 1984 und legen nur ein Jahr später ihr Debütalbum „Walls Of Jericho“ vor. Zwar landen die Hamburger damit noch keinen allzu großen Erfolg, doch das ändert sich ganz schnell: Bereits mit ihrer zweiten Platte „Keeper Of The Seven Keys Part 1“ (1987) gelingt der Gruppe der Einstieg in die deutschen Top 20, was in den Achtzigern noch mächtig viele verkaufte Alben bedeutet. 2024, gute 14 Platten mit Fantasy-reichen Texten und melodischen Kompositionen später, stehen Helloween noch immer auf der Bühne.
Blind Guardian (1984)
Deutschland, die Dritte: Während Rage im Ruhrgebiet loslegen und Helloween die Hansestadt Hamburg unsicher machen, entsteht in Meerbusch bei Düsseldorf eine weitere Truppe, die gleich mehrere Seiten im Buch der deutschen Metal-Geschichte für sich beansprucht: Blind Guardian. Auch sie erzählen in ihrem Power Metal von Fantasiewelten, Science-Fiction-Themen und verarbeiten zum Beispiel auch literarische Werke wie „Der Herr der Ringe“ – natürlich mit dem gebotenen Tempo und der nötigen Theatralik.
Iced Earth (1984)
Nun reisen wir jenseits des Atlantiks, denn Iced Earth finden Mitte der Achtziger in Florida zusammen, damals noch unter dem Namen The Rose beziehungsweise Purgatory. Die Umbenennung in Iced Earth erfolgt 1988 und schon 1990 legt die Gruppe ihr gleichnamiges Debüt vor. Mit ihrem virtuos gespielten und inhaltlich spannenden Power Metal landen die US-Amerikaner sogar in den Grunge-lastigen Neunzigern Erfolge und veröffentlichen um die Jahrtausendwende hochkarätige Platten wie „Something Wicked This Way Comes“ (1998), „Horror Show“ (2001) und „The Glorious Burden“ (2004).
Gamma Ray (1989)
Als Gitarrist und Sänger Kai Hansen Ende der Achtziger bei Helloween aussteigt, ist klar: Ohne Musik geht es nicht. Nachdem er eine Weile mit Blind Guardian gearbeitet hat, beschließt er, eine neue Band ins Leben zu rufen: Gamma Ray. Krautrock-Fans wissen sofort, woher dieser Bandname stammt, denn „Gamma Ray“ heißt der größte Hit von Birth Control, bei denen in den Sechzigern niemand geringeres als TV-Moderator Hugo Egon Balder Schlagzeug spielt. Auch Gamma Ray zählen zu den Bands, die den Power Metal auf das nächste Level heben – und zwar bis heute.
Angra (1991)
Angra stammen aus Brasilien, sind seit 1991 aktiv und ihr Bandleader heißt Rafael Bittencourt. Der wiederum ist nicht nur ein versierter Multiinstrumentalist und der einzige Angra-Musiker, der seit der Gründung dabei ist, sondern auch ein charismatischer Gitarrist und abwechslungsreicher Komponist. Zwar haben die Südamerikaner zwischendurch immer mal mehrjährige Pausen eingelegt, doch inzwischen sind Angra wieder seit 2009 aktiv. Besonders erfolgreich ist die Band übrigens in Japan, wo jedes der ersten fünf Angra-Alben Goldstatus erreichen konnte.
Tobias Sammet Rockshow
Edguy-Frontmann und Avantasia-Gründer Tobias Sammet legt seine ganz persönlichen Musikperlen auf und kennt alle Backstage-Stories.
HammerFall (1993)
Göteborg 1993: Gitarrist Oscar Dronjak ist gerade bei Ceremonial Oath ausgestiegen und meldet sich bei seinem Kumpel und Schlagzeuger Jesper Strömblad. Ob er nicht eine neue Band mit ihm gründen möchte, will Dronjak wissen. Strömblad möchte – und das ist der Startschuss für HammerFall. Nachdem sich die Schweden innerhalb weniger Jahre einen Namen erspielt haben, veröffentlichen sie 1997 ihr Debüt „Glory To The Brave“. Niemand rechnet damals damit, dass sich die Gruppe zu einer der erfolgreichsten im Power-Metal-Genre entwickelt. Doch genau so kommt es.
Sonata Arctica (1996)
Wir bleiben in Skandinavien, wechseln allerdings nochmal kurz in die Heimat von Stratovarius. Auch Sonata Arctica stammen aus Finnland, wo sie Ende 1995 beziehungsweise Anfang 1996 loslegen. Sie nennen sich damals noch Tricky Beans und später Tricky Means, erkennen aber wohl selbst schnell, dass Sonata Arctica deutlich cooler klingt. Mit ihrem Debütalbum „Ecliptica“ (1999) und ihrem symphonischen, pompösen Sound treffen die Nordeuropäer aus dem Stand einen Nerv und entwickeln sich zu einer der erfolgreichsten Power-Metal-Bands überhaupt.
DragonForce (1999)
Nun ändern sich gleich mehrere Dinge auf einmal: Wir reisen zum ersten Mal nach England, denn DragonForce stammen aus der britischen Hauptstadt London. Außerdem rücken wir von Genrebezeichnungen wie Power Metal ab, denn was DragonForce auf der Bühne und im Studio veranstalten, ist schlicht musikalischer Hochleistungssport. Nein, im Ernst: Wenn ihr denkt, dass Ihr schon schnelle Instrumentalisten gesehen habt, lasst Euch von dieser Truppe eines Besseren belehren. Der Bandname scheint Programm zu sein, denn ohne Drachenpower würde dieses Tempo niemand schaffen.
Sabaton (1999)
Klar, Krieg gehört nicht zu den schönen Themen des Lebens. Doch wenn es um die größten und grausamsten Schlachten der Menschheitsgeschichte geht, schauen Sabaton aus historischem Interesse gerne genauer hin. In ihren Texten sind die Schweden also recht martialisch bei der Sache, was sich auch in ihrer Live-Show widerspiegelt. Anders gesagt: Panzer auf der Bühne sind bei den Skandinaviern keine Seltenheit. Mit ihrer Mischung aus Kriegsthemen und Power-Metal-Sounds feiern Sabaton weltweit riesige Erfolge – oder eher Siege?
Powerwolf (2003)
Ebenso erfolgreich sind die Saarbrücker Powerwolf, die zwar erst 2003 zusammenfinden, dafür aber in Windeseile die Metal-Welt erobern und heute als Headliner auf so ziemlich allen namhaften Festivals Europas zu finden sind. Das liegt zum einen daran, dass die Musik unserer Nachbarn facettenreich und dennoch eingängig klingt. Es hat aber wohl auch mit der imposanten Bühnenshow von Powerwolf zu tun, die ihrem Namen in Form von Wolfskostümen alle Ehre machen. Die Gruppe polarisiert, keine Frage. Aber ihren Erfolg kann man der Band nicht absprechen.