Dass Krachmusik und Klassik ganz hervorragend zueinander passen, ist inzwischen längst bekannt. Den Grundstein dafür legen Deep Purple 1969 mit ihrem „Concerto For Group And Orchestra“, für den Mainstream-Erfolg sorgen Metallica mit „S&M“ (1999).
Im Symphonic Metal werden die augenscheinlich unterschiedlichen Welten eins. Diese sieben Bands solltet ihr unbedingt gehört haben.
Therion
Als Therion 1987 starten, gehen die Schweden ganz schön rumpelig zur Sache. Chöre und Klassik sind noch Zukunftsmusik, stattdessen knattert Death Metal aus dem Proberaum der jungen Gruppe. Symphonische Elemente lassen Bandgründer Christofer Johnsson und seine Weggefährten erst ab Anfang der 90er in ihre Musik einfließen. Vollzogen ist die Verwandlung ab 1996 mit dem fünften Therion-Album „Theli“, einem großen Wendepunkt in der Geschichte der Band. Auf der Platte steigen die Skandinavier nach dem Intro „Preludium“ mit dem Song „To Mega Therion“ ein, ein Name, den schon Okkultismus-Altmeister Aleister Crowley und die Schweizer Metal-Pioniere Celtic Frost verwendet hatten. Therion lassen auf „Theli“ keinen Zweifel daran, dass sie die Verschmelzung von Metal und Klassik fortan zu 100 % durchziehen möchten. Klassischer Gesang, ein Gastspiel am Flügel, ausladende Keyboard-Kompositionen: Zum ersten Mal wagen sich Therion an den Stoff, aus dem Symphonien gemacht sind, und legen damit einen wichtigen Grundstein für die Entwicklung des Symphonic Metal. Aktiv sind Therion bis heute; auch Gründungsmitglied Christofer Johnsson ist immer noch dabei. Hoffen wir, dass „Leviathan“ von 2021 nicht das letzte Album der Gruppe bleibt.
Haggard
Die einen nennen es Band, die anderen schon Orchester: Haggard bestehen nicht aus den Rock-typischen zwei bis fünf Mitgliedern. Nein, ingesamt 20 Köpfe zählen die Bayern, darunter Expertinnen und Experten für die Violine, die Oboe, die Flöte und zahlreiche andere klassische Instrumente. Am Anfang ist das noch nicht nötig, denn als Haggard 1989 loslegen, spielen auch die Musiker um Mastermind Asis Nasseri noch Death Metal. Doch nach der ersten Demo „Introduction“ schleichen sich mehr und mehr Elemente der Alten und klassischen Musik ins Songwriting ein. „Historisch gesehen ist unsere Musik nicht hundertprozentig korrekt“, verrät Nasseri im Interview mit Powermetal.de. Damit meint er, dass es bei Haggard durchaus vorkommen kann, dass eine Oboe mittelalterliche Musik spielt, obwohl das Instrument erst im 17. Jahrhundert erfunden wurde. „Aber das ist ja auch ein Teil dessen, was Haggard ausmacht.“ Mit ihrem Debüt „And Thou Shalt Trust… The Seer“ (1997) erspielen sich die Musiker ihre ersten Fans, mit „Awaking The Centuries“ (2000) landen sie zum ersten Mal in den hiesigen Albumcharts. Besonders viele Fans haben Haggard allerdings ins Südamerika: „Die Fans dort sind Maniacs“, verrät Nasseri im Interview mit der Süddeutschen. Kein Wunder, bei der Musik!
Rhapsody Of Fire
Im Symphonic Metal geht es gerne mal um ferne Welten, böse Drachen und zauberhafte Schlösser. Die Italiener von Rhapsody Of Fire (ehemals: Rhapsody) bilden da keine Ausnahme. Ab ihrem Debüt im Jahr 1997 widmet sich die Gruppe für fünf Alben der sogenannten „Emerald Sword Saga“, die mit der Platte „Power Of The Dragonflame“ (2002) endet. Zwei Jahre später erzählen Rhapsody Of Fire ihre Geschichte weiter, allerdings in Form der neuen „Dark Secret Saga“. Für das erste Album „Symphony Of Enchanted Lands II — The Dark Secrets“ (2004) engagieren die Italiener niemand geringeren als Saruman-Darsteller Christopher Lee, der als Erzähler der Saga in Erscheinung tritt und die Zuhörerschaft schon zu Beginn der Platte mit seiner sonoren und faszinierenden Stimme fesselt. „It was a good time for all creatures of the Earth“, beginnt Lee die Erzählung. „But fate decreed that the dark prophecy of a demon knight could bring a tragic end to this peace scarring their lives forever.“ Man hört ihm zu, denn man kann nicht anders. Mit der Platte „From Chaos To Eternity“ (2011) endet auch die „Dark Secret Saga“. Zum Glück handelt es sich dabei nicht um die letzte Geschichte aus dem Hause Rhapsody Of Fire, auch wenn sich das Line-up inzwischen verändert hat.
Nightwish
Ein Stern am Himmel des Symphonic Metal strahlt besonders hell: Nightwish. Mit mehr als zehn Millionen verkauften Platten gehören die Finnen zweifelsohne zu den erfolgreichsten Symphonic-Metal-Vertretern, was zum einen an den faszinierenden Kompositionen von Mastermind Tuomas Holopainen liegt, zum anderen am hypnotisierenden Gesang von Tarja Turunen (früher) und Floor Jansen (heute). Ob ältere Erfolgsalben wie „Wishmaster“ (2000), „Century Child“ (2002) und „Once“ (2004) oder neuere Meilensteine wie „Endless Forms Most Beautiful“ (2015) und „Human. :II: Nature.“ (2020): Immer wieder gelingt es Holopainen und Nightwish, den Symphonic Metal auf ein neues Level zu heben. Für ihre Plattenfirma Nuclear Blast sind die Finnen schon längst eins der wichtigsten Zugpferde. Laut Holopainen lässt sich der Erfolg vor allem mit seiner finnischen Heimat erklären, wie er 2005 im Interview mit dem Online-Musikmagazin Reflections Of Darkness verrät: „Die Musik, die ich mache, wäre total anders, wenn ich irgendwo anders leben würde, weil die Umgebung, zum Beispiel die Wälder und Seen, so einen großen Einfluss auf mich haben. Du kannst mich nach meiner Musik beurteilen; das ist alles, was ich bin.“
Symphonic Metal
Symphonic Metal
Harte Riffs und Metal-Drumming gepaart mit epischen, symphonischen Klängen: Diese Mischung gibt es in unserem Symphonic Metal-Stream!
Within Temptation
Nicht nur Skandinavien, Italien und Deutschland zählen zu den Epizentren des Symphonic Metal. Nein, auch die Niederlande beherbergen eine rege Szene, zu der zum Beispiel Within Temptation aus Waddinxveen gehören. Ihr Debüt veröffentlicht die Gruppe um Frontfrau Sharon den Adel am 28. April 1997 mit „Enter“, doch der große Durchbruch gelingt den Niederländern mit ihrer zweiten Platte „Mother Earth“. Als erste Single erscheint der Song „Ice Queen“, der im Musikfernsehen und im Radio rauf und runter läuft — völlig zurecht, denn es handelt sich dabei um einen mehr als hartnäckigen Ohrwurm. In den Jahren danach landen Within Temptation in Deutschland mit ihren Alben dreimal auf Platz eins und zweimal auf Platz zwei der Charts. Europaweit steht die Gruppe auf den größten Festivalbühnen, absolviert Fernsehauftritte und nimmt Songs mit Gaststars wie Tarja Turunen, Howard Jones, Xzibit, Jacoby Shaddix von Papa Roach und Anders Fridén von In Flames auf. Doch nicht nur im Symphonic Metal zählen Within Temptation zu den beliebtesten Gruppen. Mit deutlich mehr als 3,5 Millionen verkauften Alben gehört die Band außerdem zu den erfolgreichsten Exportschlagern der Niederlande. André Rieu dürfen unsere Nachbarn dafür gerne behalten.
Xandria
Es muss Bielefeld einfach geben, denn von dort stammt unsere nächste Band. Die Geschichte von Xandria beginnt bereits im Jahr 1994, ihr erstes Album „Kill The Sun“ veröffentlicht die Gruppe nach zwischenzeitlicher Auflösung allerdings erst 2003. Mit ihrem Debüt schaffen es die Westfalen aus dem Stand in die Top 100, doch so richtig knallt es erst mit der zweiten Platte: „Ravenheart“ (2004). Konnte sich die Gruppe zuvor mit Platz 98 nur knapp in die Hitparade mogeln, schießen Xandria mit ihrer Zweiten deutlich nach vorne auf Platz 36. Vor allem die Single mit dem Titeltrack wird ein Hit und Xandria scheinen auf dem Weg Richtung Erfolg zu sein. Mit ihrer Mischung aus Alternative und Symphonic Metal treffen die Bielefelder einen Nerv, Konzerte in ganz Deutschland, England, Russland und sogar Mexiko und Südamerika sind die Folge. Es kommt in der Bandgeschichte allerdings auch zu mehreren großen Umbrüchen und Streitigkeiten, die teilweise sehr öffentlich ausgetragen werden. Bisweilen ist Gründer Marco Heubaum das einzig verbleibende Bandmitglied. 2022 tauscht er das Xandria-Line-up noch einmal vollständig aus, nun möchte er mit seiner Band wieder richtig durchstarten.
Epica
Zum Schluss führt uns die Reise noch einmal in die Niederlande, denn auch Epica stammen aus unserem westlichen Nachbarstaat. Die Geschichte der Gruppe beginnt im Jahr 2002, ihren Bandnamen entleihen die Musikerinner und Musiker dem gleichnamigen Album von Kamelot. Im Juni 2003 bringen Epica ihr Debüt raus, gefolgt von „Consign To Oblivion“ (2005) und dem Soundtrack zum niederländischen Film „Joyride“. Immer wieder muss die Gruppe mit Rückschlägen kämpfen, ob die Pleite ihrer früheren Plattenfirma oder die MRSA-Erkrankung von Sängerin Simone Simons. Doch immer wieder gehen Epica gestärkt aus solchen Hindernissen hervor. Landen die Niederländer mit ihrem dritten Album „The Divine Conspiracy“ (2007) noch auf Platz 41 der deutschen Albumcharts, gelingt mit ihrer achten Platte „Omega“ (2021) bereits der Sprung in die Top 5. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Epica ständig neu erfinden. So lautet das übergeordnete Banner zwar „Symphonic Metal“, doch die Niederländer lassen auch Gothic, Death Metal, Progressive Metal, Black Metal, Thrash Metal, Power Metal und sogar Djent in ihre Kompositionen einfließen. Auch Volksmusik aus dem mittleren Osten, China und Irland ist keine Seltenheit.